Gestern Abend auf dem Sofa – im Fernsehen kämpfen der FC Augsburg und Leipzig um den Einzug ins Pokalhalbfinale. Augsburg? Pokal? Da war doch was Anfang der 90-er. Mittendrin: unser Trainer Christoph Schlebach.
Dass am Ende der Pokalrunde 1993/94 der SV Werder Bremen gegen RW Essen den Pott an die Weser holen konnte, ist kein Spoilern – sondern eine Randnotiz. Gerne erinnert man sich lieber an die ersten Runden, als mit der SpVgg. Erkenschwick und der SpVg. Marl zwei Vertreter aus dem Kreis an den Start gingen.
Natürlich hofften beide Teams auf das große Los vor der Auslosung in der Sportschau. Das kam auch – für Erkenschwick. Borussia Mönchengladbach hieß der Gegner. 15.000 Zuschauer füllten am 3. August '93 das Stimbergstadion, der Bundesligist gewann 2:0. Die Akteure der SpVg. Marl hatten an diesem Tag spielfrei, ein Freilos hatte ihnen den direkten Einzug in die zweite Runde beschert.
Dort wartete am 24. August nicht das ganz große Los: Borussia Fulda aus der Oberliga Hessen war zu Gast am Marler Volkspark. 900 Zuschauer pilgerten seinerzeit nach Alt-Marl. Auf dem Feld in Schwarz-Gelb: der heutige VfB-Trainer Christoph Schlebach!
„Wir hatten uns alle einen Knaller erhofft, und dann kam mit der Borussia aus Fulda ein Team auf Augenhöhe. Die hatte schon ihre Probleme, am Dienstagabend genügend Spieler für ein Auswärtsspiel im Ruhrgebiet zu mobilisieren“, erinnert sich der damalige Abwehrspieler der Volksparkelf. Marl gewann ein hitziges Spiel mit 3:2. „Das war schon der Wahnsinn, wie nach dem Spiel die Zuschauer auf den Rasen stürmten.“
Aus im Rosenaustadion
Abends dann die Auslosung zur dritten Runde. Bayern? Schalke? Dortmund? Vielleicht auch, wie Erkenschwick zu Beginn des Monats vor 20.000 Zuschauern im Jahnstadion spielen? Heribert Faßbender zelebrierte in seiner gewohnten Art die Auslosung. Augsburg! Es ging zum FCA! Nein, ein Traumlos war auch das nicht…
Der 11. September, Rosenaustadion! Der ambitionierte Bayernligist mit einem jungen Trainer Armin Veh führte zur Pause schnell mit 2:0 – am Ende siegten die Bayern 3:0. Und Schlebach? „Da hatte ich meinen Polterabend und konnte nicht mit nach Augsburg, sonst hätte ich später auf meiner Hochzeit allein vorm Altar gestanden. Aber der damalige Präsident wollte mich mit einem Privatjet von Loemühle aus mittags nach Augsburg fliegen, so dass ich um 20 Uhr wieder daheim gewesen wäre. Meine Frau hatte zugestimmt - nur leider verhinderte dichter Nebel, dass wir losfliegen konnten. Aber auch mit mir wären wir rausgeflogen, der FCA hatte den ambitionierten Kader.“
Nie wieder erreichte eine Marler Mannschaft die DFB-Pokal-Hauptrunde. Mit Christoph Schlebach steht ein Stück Marler Fußballgeschichte bei uns an der Linie.