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Wenn eine Gastmannschaft einen glücklichen 3:2-Sieg einfährt und der Trainer der Heimmannschaft von einer zwingend notwendigen Niederlage spricht, und davon, dass er kein Mitleid mit der eigenen Mannschaft hat, die über 70 Minuten einen tollen Kampf und ein gutes Spiel geboten hatte, dann ist klar, dass die 90 Minuten einiges zu bieten hatten. Die Enttäuschung am Badeweiher ist riesig nach dem Spiel gegen Bielefelds U23, obwohl ein riesiger Schritt gemacht wurde. Doch die Landung bei diesem Schritt war brutal hart.

Kleit behält die Nerven - 1:1Martin Schmidt baute im Vergleich zur Vorwoche mächtig um. Für Yannick Goecke, Vasic und Grams spielten Siegle, Striewe und Irak von Beginn an. Die Mannschaft nahm die Wechsel an, kombinierte gut nach vorne und belohnte sich bereits nach 8 Minuten, als Sinan Kurt zum 1:0 einnetzen konnte. Endlich mal wieder eine Führung – doch sie dauerte nur drei Minuten. Siegles Ballverlust auf der rechten Seite leitete einen Konter ein, die Hülser Deckung war nicht auf der Höhe, und Kleit hatte frei vor Keeper Schmid keine Mühe auszugleichen. Die Badeweiher-Elf ließ das nicht unbeeindruckt, doch fortan war die Defensivarbeit hochkonzentriert und Chancen für die Arminia Mangelware oder wurden von Capakli und Koscholleck zunichte gemacht. Als Renneke nach 24 Minuten mit einer redlich verdienten gelb-roten Karte vom Platz musste, wurde der VfB noch giftiger. Offensiv setzte man immer wieder Akzente, ohne dabei die ganz zwingende Chance herauszuarbeiten.

Elvis Salja hat zum 2:1 eingeköpftIm zweiten Durchgang setzte sich das Spielchen fort. Der VfB dominierte und Bielefelder Angriffsbemühungen wurden im Keim erstickt. Nach einem tollen Cakiroglu-Freistoß, den Gäste-Keeper Peters zur Ecke abwehrte, war es dann soweit. Der Klärungsversuch der Defensive landete bei van Briel, der mustergültig in den Strafraum flankte und Elvis Salja fand, der zur erneuten Führung einköpfte. Die folgenden Jubelszenen um Elvis Salja bei den Chemiekeulen waren sehenswert. Was dann aber passierte, ist vollkommen unerklärlich. Im Hochschwang der Gefühle vernachlässigte der VfB die bis dato sehr gute Defensivarbeit, und binnen fünf Minuten bogen Todte und Schmidt das Spiel um. Dem VfB gelang es nicht mehr, das Blatt noch einmal zu wenden, die Offensivaktionen verpufften, dafür stand hinten das Scheunentor weit offen und die Badeweiher-Kicker konnten sich glücklich schätzen, dass Bielefeld hochkarätige Chancen liegen ließ.

Dennoch: unter dem Strich war heute ein deutlicher Schritt nach vorn zu erkennen! Die Defensive stand über weite Strecken gut, das Mittelfeld war deutlich präsenter als zuletzt, auch weil der VfB ohne "echten" Stürmer sehr variabel agieren konnte. Dass die Mannschaft in der Euphorie der Führung nach gut einer Stunde ihre Linie verlor, darf einer Mannschaft zwar nicht passieren, auch wenn sie noch so jung ist. Aber sie hat gezeigt, das sie auch gegen die Großen in der Liga mithalten kann. Langsam müssen nun auch wieder Punkte gesammelt werden; nach fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen steht der VfB tief im Tabellenkeller - und da gehört er nach Leistungen wie heute (über 70 Minuten) nicht hin.

Die Trainerstimmen:

Tacheles bei der PK

Daniel Scherning: "Das war ein sehr intensives Spiel. Wir sind nicht gut reingekommen und haben nach dem schnellen Rückstand glücklicherweise sofort ausgeglichen. In der Halbzeit haben wir das Team neu geordnet und auf eine schwierige zweite Hälfte eingeschworen. Wie sich die Jungs gewehrt haben - so viel Lob kann man gar nicht aussprechen. So ein Spiel hast du nur selten in der Saison, aber genau solche Spiele bringen uns als Mannschaft weiter."

Martin Schmidt: "Die Niederlage war nicht unglücklich, sie war zwingend notwendig. Wir haben 70 Minuten gut gespielt, aber wenn wir so weiter spielen wie in den letzten 20 Minuten, dann holen wir keinen Punkt mehr! Wir haben komplett den Kopf verloren. Nach dem 1:1 sind wir ruhig geblieben, nach dem 2:2 eben nicht. Deswegen haben wir hier verdient verloren, das war zu wenig. Ich habe kein Mitleid mit meiner Mannschaft. Wir hätten heute die Punkte gut gebrauchen können. Ich bin maßlos enttäuscht."